Kritiken

Pension Schöller von

Kultur Joker vom 02.08.2010

Von der Provinz aus muss Berlin Ende des 19. Jahrhunderts Versprechen und Drohung gewesen sein. Was in diesem Moloch passierte, kannte man allenfalls vom Hörensagen. "Ich bin nach Berlin gekommen, zu hören und zu sehen", sagt in Wilhelm Jacobys und Carl Laufs Posse "Pension Schöller" Gartenlaubenautorin Josephine Krüger; Philipp Klapproth hingegen will seinen Kumpels zuhause etwas erzählen, das sie wirklich umhaut. Die "galanten Abenteuer", die sein Neffe Alfred vermutet, sind dem Gutsbesitzer viel zu anstrengend, echte Irre will er sehen.

Pension Schöller von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs

Badische Zeitung vom 30.07.2010

Theater unter freiem Himmel zeichnet sich gerne aus durch viel Bewegung, große Schauspielergesten und ein plakatives Bühnenbild, das zudem oft die natürliche Umgebung mit einbezieht: Damit der Zuschauer, der draußen womöglich durch stechende Insekten, brummende Hubschrauber, schlagende Uhren – oder gar prasselnden Regen – abgelenkt werden könnte, dem Geschehen dennoch konzentriert folgen kann. Ein Gesetz freilich ist das soeben Beschriebene nicht – und durch die neueste Produktion des Wallgraben-Theaters in ihrem Sommerspielort Rathaushof wird es sogar widerlegt – auf, das soll schon mal verraten werden, originelle und charmante Art und Weise.

Honigpfeffer von Loriot bis Tucholsky

Badische Zeitung vom 14.05.2010

Eine Regenbogenwand, ein schräges Doppelbett und je nach Bedarf italienische Restauranttische oder weiße Bänke – mehr braucht es an Utensilien nicht, um Literarisches von Valentin, Schwitters, Tucholsky, Loriot, Gernhardt, Polt und Ernst auf die Bühne zu bringen. Christian Bronder (Regie) und Hans Poeschl (Bearbeitung) zeigen bereits mit ihrer Textauswahl rund um "Ausländisches", "Der Künstler an sich" und "Ehe, Knast und Kinder", dass es sich um eine satirisch-komödiantische Reihe handelt, die unter dem Motto "Honigpfeffer" am Wallgraben Theater Premiere feierte.

Die Göttliche Komödie und Johann Sebastian Bach von Tim Lucas

Badische Zeitung vom 06.04.2010

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Es gibt im Prinzip keine historischen Berührungspunkte zwischen Dante Alighieris "Göttlicher Komödie" und Johann Sebastian Bachs Sonaten und Partiten für Solovioline. Außer man schafft sie. Hier die absolute Musik, changierend zwischen kühner, rhapsodischer Freiheit und tänzerischer Verspieltheit – dort die mindestens ebenso kühne, rund 400 Jahre ältere dichterische Faktur. Wo ist da das tertium comparationis – das Verbindung stiftende Element? Tim Lucas und Ildiko Moog-Ban geben die Antwort: in der Harmonie und Geschlossenheit der jeweiligen künstlerischen Anlage.

Bartsch, Kindermörder von Oliver Reese

Badische Zeitung vom 08.02.2010

Er sitzt schon da, als ob er auf einen gewartet hätte — an einem kleinen Tisch, mit dem Rücken zum Publikum. Ein dunkler Spiegel verschattet sein Gesicht. Dafür trägt er ein blütenweißes Hemd unter dem weinroten Pullunder, das kurze Haar akkurat frisiert, schmalrandige Brille. Kann dieser adrette junge Mann ein Mörder sein? Ein Kindermörder? Dass Oliver Reese einen — 1992 uraufgeführten — dramatischen Monolog mit dem Titel "Bartsch. Kindermörder" verfassen konnte, der jetzt am Freiburger Wallgraben-Theater Premiere hatte, verdankt sich Jürgen Bartsch selbst

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Wallgraben Theater
Das kleine Schauspielhaus in Freiburg

Wallgraben Theater
Rathausgasse 5a
79098 Freiburg

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