Kritiken

Indien von Josef Hader und Alfred Dorfer

Badische Zeitung vom 22.05.2009

Heinzi kaut um sein Leben

Ordinäre Flüche, Zoten, Schimpfwörter – stubenrein ist das nicht. Aber a bisserl derb muss man´s schon vertragen können, schließlich spielt die Tragikomödie "Indien" (Uraufführung Wien, 1991) im ländlichsten Niederösterreich, in einer endlosen Reihe trostloser Wirtshäuser, wo zwischen Bierkrügen und Schnitzeltellern dicke Fliegen ihre Beine putzen. So was halten echte Männer nur aus, wenn sie auch mal verbal und dursttechnisch über die Stränge schlagen dürfen. Doch was sich unter dieser wurstigen Wüstheit versteckt, hat doch menschliche Güte: Dank einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft blitzt tatsächlich immer wieder ein Stück Himmel auf.

Der Tod und das Mädchen von Ariel Dorfman

Badische Zeitung vom 11.04.2009

Eine Frau demütigt ihren Peiniger

Das Stück auf der Bühne des Wallgraben-Theaters beginnt mit einem symbolhaften Bild: Eine Frau im Nachthemd erscheint, sie drückt sich an der Wand entlang bis zu einem bestimmen Punkt, verharrt dort und lauscht. Von hinten fällt Licht auf ihre Gestalt — Licht, durchbrochen von einem halb geschlossenen Rollo. Das hell-dunkle Muster, das sich auf dem weißen langen Hemd auf dem Rücken der Frau abbildet, scheint die Frau wie hinter Gefängnisgitter zu bannen, unterteilt sie gleichzeitig in einen lichten und einen dunklen Teil, macht sie für ihre Mitmenschen rätselhaft und durchschaubar zugleich.

Der Gott des Gemetzels von Yasmina Reza

Badische Zeitung vom 29.01.2009

Fabelhaftes Ensemble

Ein Stück, das wie geschaffen ist für das Freiburger Wallgraben-Theater: kein Bühnenaufbau, keine komplizierte Handlung, kein Ausstattungsaufwand. Ein Kammerspiel für zwei Paare – das eine, auf der intimen Bühne schon mehrfach bewährt im ehelichen Psychodrama, um ein zweites verdoppelt zum Quartett infernal. Zwischen Kunstbänden, Apfelbirnenkuchen und Tulpenbuketts klafft plötzlich ein Loch in der durch höfliche Konversation beschworenen Gesittung. Der zunehmenden Verwilderung im Gebaren zivilisierter mittelalter Mitteleuropäer folgt man mit voyeuristischer Schadenfreude. Doch Vorsicht: Es könnte jeden treffen.

Mondlicht und Magnolien von Ron Hutchinson

Badische Zeitung vom 11.12.2008

Wäre dies eine fiktive Geschichte, so würde man dem Autor eine überbordende Fantasie attestieren. Und überdies mangelnden Sinn für die Realität. Aber es ist eine – zumindest in weiten Teilen – wahre Geschichte: Wie aus Margaret Mitchells Südstaatenepos "Vom Winde verweht" der kommerziell erfolgreichste Hollywoodfilm aller Zeiten wurde – ausgezeichnet zudem mit zehn Oscars. Der amerikanische Drehbuchautor Ron Hutchinson hat aus dieser wahren Begebenheit die hintergründige Komödie "Mondlicht und Magnolien" gemacht, die Robert Klatt jetzt auf die Bühne des Freiburger Wallgraben-Theaters brachte – mit, das darf hier schon verraten werden, großem Erfolg.

Der tollste Tag von Peter Turrini

Badische Zeitung vom 14.07.2008

Der korrupt-despotische Adel und das darunter leidende Volk — konkret: die darunter leidende Dienerschaft: Als bissige Satire auf die damaligen gesellschaftlichen Gegensätze in Frankreich hat Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais sein Stück "Der tolle Tag — oder Die Hochzeit des Figaro" geschrieben. Keine direkte politische Anklage, kein erhobener Zeigefinger, keine gekränkte Bitterkeit sollte das Stück durchdringen — vielmehr wurden die Damen und Herren des Adels der Lächerlichkeit preisgegeben.

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Wallgraben Theater
Das kleine Schauspielhaus in Freiburg

Wallgraben Theater
Rathausgasse 5a
79098 Freiburg

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